Hohe Temperaturen mindern Konzentration und Produktivität in Innen- und Außenbereichen. Effektiver Hitzeschutz und angepasste Arbeitsbedingungen sichern Leistungsfähigkeit und Gesundheit.
Gesundheit und Behaglichkeit beeinflussen die Produktivität und Leistungsfähigkeit von Beschäftigten in erheblichem Ausmaß. Daher ist eine genauere Kenntnis der Auswirkungen von Hitze sowie hitzebezogenem Arbeitsschutz wichtig. Die Hitzebelastung bei Tätigkeiten im Freien (u.a. Hoch-, Tief- und Gartenbau) ist offensichtlich, aber auch Tätigkeiten in Innenräumen (Büros, Schulen, Pflegeeinrichtungen oder Werkhallen) sind immer stärker von Überhitzung betroffen, insbesondere bei nicht klimatisierten Arbeitsplätzen.
Produktivitätsverluste
Studien zeigen einen deutlichen Zusammenhang zwischen Raumtemperatur und Produktivitätsverlusten, die bei Raumtemperaturen über 30 °C zwischen 3 und 12 % liegen und in Deutschland zu wirtschaftlichen Verlusten von mehreren Milliarden Euro pro Jahr führen. Im globalen Maßstab prognostiziert die International Labour Organization (ILO), dass bis zum Jahr 2030 durch Hitzestress jährlich rund 2,2 % der weltweit verfügbaren Arbeitszeit verloren gehen werden – das entspricht etwa 80 Millionen Vollzeitstellen. Unter Annahme stärkerer Exposition (z.B. Arbeit in direkter Sonne) erhöht sich dieser Wert sogar auf 3,8 %, was 136 Millionen Vollzeitstellen entspricht. Besonders stark betroffen sind in Europa die südlichen Regionen sowie südasiatische und westafrikanische Regionen mit einem prognostizierten Arbeitszeitverlust von über 5 %. Die finanziellen Verluste infolge hitzebedingter Produktivitätseinbußen werden für 2030 auf ca. 2.400 Milliarden US-Dollar geschätzt. Hinzu kommt eine mentale Belastung, wenn Beschäftigte keine Möglichkeit haben, die Temperatur oder Lüftung in ihrer Arbeitsumgebung selbst zu regulieren. Diese empfundene Unkontrollierbarkeit der Arbeitsumgebung führt dann zu weiterem Stress, Unzufriedenheit und verminderter Motivation. Diese Faktoren können langfristig die Arbeitszufriedenheit und die psychische Gesundheit der Beschäftigten zusätzlich beeinträchtigen.
DAK-Gesundheitsreport 2024
Der DAK-Gesundheitsreport 2024 analysiert die Krankheitsdaten von 2,4 Millionen Versicherten aus 2023 und behandelt als Schwerpunktthema die gesundheitlichen Folgen des Klimawandels (speziell von Hitze) auf die Beschäftigten. Analysiert wurden die Auswirkungen hoher Temperaturen auf die Gesundheit, das Wohlbefinden und die Arbeitsfähigkeit. Im Sommer 2023 gaben 23 % der befragten Erwerbstätigen an, dass sie während der Arbeit stark durch Hitze belastet wurden und 40 % eine mäßige Belastung. Über die Hälfte der Beschäftigten gibt an, nicht so produktiv wie üblich gewesen zu sein und über zwei Drittel empfinden eine Einschränkung der persönlichen Leistungsfähigkeit. Rund ein Fünftel der Befragten berichtete sogar über gesundheitliche Beschwerden im Zusammenhang mit Hitze, insbesondere Abgeschlagenheit, Schlafprobleme, übermäßiges Schwitzen und Kreislaufbeschwerden. In der Nacht fühlte sich fast jeder fünfte Beschäftigte stark belastet. Diese Symptome treten nicht nur bei Tätigkeiten im Freien, sondern auch in überhitzten Innenräumen auf. Für alle Beschäftigten in Häusern oder Hallen gilt ab 26 Grad eine Beeinträchtigung der kognitiven Fähigkeiten, welche zu Leistungsminderung und Kreislaufproblemen führen.
Dies wird auch durch die Auswertung der Krankschreibungen im Jahresverlauf belegt, die einen deutlichen Anstieg hitzeassoziierter Diagnosen in den heißen Sommermonaten zeigt, etwa Kreislauferkrankungen. Es besteht ein starker Zusammenhang zwischen der Außentemperatur und der Zahl entsprechender Arbeitsunfähigkeitsmeldungen.
Betriebliche Hitzeschutzmaßnahmen
Etwa drei Viertel der Befragten in der DAK-Studie können im Betrieb auf Maßnahmen wie Abdunklung, Beschattung oder bereitgestellte Getränke zurückgreifen. Deutlich seltener sind organisatorische Maßnahmen wie flexible Arbeitszeiten oder angepasste Pausenregelungen, die jedoch zu den meistgewünschten Maßnahmen gehören – insbesondere bei Beschäftigten in körperlich fordernden Berufen. Betriebliche Hitzeschutzmaßnahmen sind also bereits vorhanden, aber noch ausbaufähig. Ein Viertel der Befragten rechnet damit, dass sich die Arbeitsbedingungen durch eine Zunahme von Hitzewellen verschlechtern werden.